Workshop im Rahmen des DFG-Projekts „Männlichkeiten im Umbau. Männerkörper zwischen phallischen und postphallischen Visionen in der Kunst seit 1970“
Organisatorinnen: Prof. Dr. Änne Söll, Katharina Boje, M. A. und Maike Wagner, M. A.
Seit den 1970er Jahren unterliegen Männlichkeiten im Zuge der Herausforderungen der Frauenemanzipation, der Sichtbarwerdung bzw. teilweisen Legitimierung queerer Lebensentwürfe sowie der zunehmenden Optimier- und Regelbarkeit männlicher Körper und ihrer Sexualität durch eine medikalisierte Körperpolitik drastischen Wandlungen: Was zuvor als ‚natürlich‘ männliche Eigenschaften gedacht wurde, steht nun zunehmend zur Disposition. Zu beobachten sind einerseits fluidere Männlichkeitsentwürfe, die auch als weiblich gedachte oder queere Eigenschaften inkorporieren können oder mit bisherigen Modellen von Männlichkeiten brechen, andererseits ist der Rückgriff auf traditionelle Männlichkeitskonzepte und deren Stärkung zu verzeichnen.
Vor diesem Hintergrund der kulturhistorischen und geschlechterpolitischen Dynamiken möchten wir im Workshop künstlerische Verfahren seit den 1970er Jahren diskutieren, die zwischen Dekonstruktion und Re-Etablierung phallischer Männlichkeit bzw. dem tradierten Konnex von Phallus und Penis changieren. Insbesondere möchten wir dabei auch ein Augenmerk auf kritische Aneignungen und Umdeutungen männlich konnotierter Potenz- und Kreativitätsvorstellungen sowie künstlerische Inszenierungen des Penis als Zeichen und Symbol phallischer Männlichkeit und männlicher Kreativität legen.
Wir gehen davon aus, dass nach einer dekonstruktiven Phase der 1970er und 80er Jahre, in der das männliche Glied als Zeichen männlicher Macht und künstlerischer Potenz v. a. durch feministische Künstler*innen aufgegriffen und demystifiziert wurde, der Penis nun im Sinne Paul Preciados als „Spielzeug“ künstlerisch neu definiert, instrumentalisiert und somit auch künstlerische Kreativität neu gedacht wird.1 So beschreibt Preciado die Replik des Penis in Form des Dildos aus queer-theoretischer Sicht als Mittel zur De-Naturalisierung des Penis, indem ihm das politische Potenzial inhärent sei, die heterosexuelle Geschlechterordnung und damit Maskulinität in Frage zu stellen. Ferner besteht nach Peter Rehbergs Forschungen zur „postphallischen“ Pornografieproduktion nunmehr gar die Möglichkeit, „Männlichkeit vom Regime der Maskulinität“ abzulösen.
Willkommen sind Beiträge aus den Kunst- und Kulturwissenschaften, der Geschlechterforschung, den Medienwissenschaften sowie fachverwandten Disziplinen. Bitte senden Sie bis zum 31. Oktober 2021 einen Abstract (ca. 300 Wörter) sowie einen kurzen CV an Katharina Boje, M. A. (Katharina.Boje(at)rub.de). Rückmeldung erfolgt Ende November. Die ausgesuchten Workshopteilnehmer*innen werden gebeten, einen etwa 20-minütigen Vortrag für den 17. Februar 2022 vorzubereiten und reichen bis zum 1. Februar 2022 ein englischsprachiges Paper von 5 bis 10 Seiten Ihres Vortrags ein, das allen Teilnehmenden vorab bereitgestellt wird, um eine intensive Diskussion zu ermöglichen. Arbeitssprachen während des Workshops sind Englisch und Deutsch.
Wir planen, den Workshop vor Ort an der Ruhr-Universität zu veranstalten. Sollte dies jedoch angesichts der Entwicklungen der COVID-19-Pandemie nicht möglich sein, wird der Workshop online über Zoom stattfinden. Reise- und Übernachtungskosten werden übernommen.
Weitere Informationen sowie den CfC in englischer Sprache finden Sie hier.